Toskana

Was kann man über die Toskana noch sagen? Sanfte Hügel
bis an den Horizont, einsame Schlösser, Ansitze und Gehöfte auf den Kuppen,
endlose Auffahrten, gesäumt von im Dunst des Abendlichts entschwindenden
Zypressen. So oder ähnlich ist das Bild das jedem einfällt wenn er an diese
bekannteste aller italienischen Kulturlandschaften denkt.
Gewiß, das
Gran Sasso Massiv mag beeindruckender sein in seiner Wucht, die Costa Amalfitana
dramatischer in ihrer Wirkung, aber hier im Gebiet zwischen Florenz und Siena
liegt die Seele Italiens. Wein, Oliven und Weizen bestimmen schon seit der
Etruskerzeit die Landschaft, deren Lebenslust und Tafelfreuden sind uns auf
zahlreichen Darstellungen in Grabstätten überliefert. Auch die Römer nach ihnen
betrieben natürlich Weinbau, der Name der meist verbreiteten Rebsorte,
Sangiovese, reflektiert dies noch heute. "Sangue di Giove", Blut des Jupiter
bedeutet der Name und drückt damit Respekt vor den Werken der Götter und der
Erde aus. Die Geschichte der Landwirtschaft in der Toskana, und damit natürlich
auch der Weinbau selbst, wird beherrscht von Adelsfamilien und Klöstern,
wenngleich letztere durch die Säkularisierung stark an Einfluß eingebüßt haben.
Großgrundbesitzer teilten ihre Tenute in kleinere Gehöfte, den Poderi auf, und
übergaben diese in Halbpacht an Landarbeiter. Auf diese Art konnten sie mit
minimalem Kapitaleinsatz, die meisten Adeligen hatten kaum freies Kapital, große
Ländereien bewirtschaften. Die Pächter betrieben eine gemischte Landwirtschaft,
Weizen, Oliven, Viehzucht, neben dem Weinbau, um zu überleben. Die Trauben
wurden meist an große Güter oder Handelshäuser geliefert.
Dieses System hatte größtenteils Bestand bis in die 50er Jahre. Die großen Umwälzungen in Italien nach dem 2. Weltkrieg und enorme Absatzschwierigkeiten ließen die toskanische Weinwirtschaft in eine tiefe Krise stürzen. Viele Arbeiter und Pächter verließen die Güter um weiter im Norden Arbeit in den Städten zu suchen. Ganze Landstriche wurden innerhalb kürzester Zeit entvölkert, große Tenute wurden zu Billigstpreisen verkauft. Neue Eigentümer mit wenig Ahnung vom Landleben, aber mit Kapital und der Entschlossenheit dieses gewinnbringend einzusetzen, übernahmen energisch die Geschicke des Weinbaus. Die Toskana hat eindeutig von diesem neuen Kapital, aber noch mehr von der Offenheit und der Bereitschaft der neuen Besitzer zu Veränderungen und Experimenten profitiert. Heute sind die toskanischen Weine auf den internationalen Märkten beinahe ein Synonym für Weine aus Bella Italia, allen voran Brunello und Chianti Classico.