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Australien

Weinbau in Australien

James Cook dirigierte seine Flotte zwar in die von ihm so benannte Botany Bay, schickte aber Captain Phillip die Küste entlang nach Norden, um eine Bucht genauer zu untersuchen, der vorher wenig Beachtung zuteil geworden war. Die Bucht, Port Jackson, bot sich als idealer Hafen dar, die neu erbaute Siedlung wurde von Phillip nach dem Minister benannt, der die Flotte ausgesandt hatte. Sydney wurde das Eingangstor für die ersten Siedler, die allerdings nicht ganz freiwillig ihren Fuß auf dieses fremde Land setzten. Das Potential des fünften Kontinents als Weinland wurde eigentlich sofort erkannt, nur wenige Monate nach der Landungen der ersten Truppen und Sträflinge konnten bereits die ersten Reben angepflanzt werden. Trotzdem dauerte es bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, bis der Weinbau in Australien die ihm zustehende Bedeutung erreichen konnte. Ein Haupthindernis waren anfangs die Privilegien der militärischen Truppe, die sich ein Monopol auf den Handel mit Rum sichern konnte, also wenig Interesse am Weinanbau zeigten. Die Industrialisierung in Europa bedeutete außerdem einen gewaltigen Bedarf an landwirtschaftlichen Rohstoffen, vor allem Schafwolle. Trotzdem war es ausgerechnet John Macarther, einer der Wegbereiter der Zucht von Merino Schafen, der auf seinem Besitz Camden Park südlich von Sydney einen Weinberg anlegen ließ. Zusammen mit seinen Söhnen bereiste er 1815 Frankreich, von wo er Stecklinge mit nach Australien brachte. Anscheinend betrieben er und seine Söhne sogar eine Rebschule und verkaufte Pflanzen. Allerdings tranken die Australier dann doch lieber mehrheitlich Rum. Da die meisten Siedler aus Britannien stammten, also aus einem Land ohne eigenem Weinbau, war auch das Wissen darüber spärlich, kaum jemand machte sich Gedanken über die besten Anbaugebiete und die entsprechenden Rebsorten. Erst der junge schottische Einwanderer James Busby hatte sich, schon bevor er sich nach Australien einschiffte, in Frankreich ein umfassendes Wissen über den Weinbau verschafft. Einem ausführlichen Buch, welches er darüber verfasste, ließ er später, bereits in Australien heimisch, ein kleines Handbuch mit praktischen Anweisungen für die Farmer folgen. Nachdem er im Hunter River Valley eine Farm gegründet hatte, deren Leitung er seinem Schwager anvertraute, brach er 1830 zu einer Reise nach Europa auf, von wo er drei Jahre später eine große Anzahl von Edelreisern mitbrachte. Ein Teil dieser europäischen Reiser wurden im botanischen Garten in Sydney angepflanzt, der Rest auf der Farm im Hunter River Valley. Dieser Bestand war eine wichtige Grundlage für die zukünftige Entwicklung in Australien. Ins Hunter River Valley folgten noch andere Farmer, und bereits Mitte des Jahrhunderts erregten Weine aus diesem Tal Aufsehen in Europa. Der Rebbestand vervielfachte sich daraufhin ziemlich rasch. Das Tal liegt zwar relativ weit im Norden in einer sehr warmen Gegend, die Tageshitze wird aber meist durch nachmittäglichen Dunst gemildert. In diesem Mikroklima entstanden und entstehen noch immer trockene Weine von außergewöhnlicher Qualität. Leider spielten die Absatzmärkte nicht mit, Geld konnte man nach wie vor nur mit schweren und süßen Weinen machen. Etwa um die selbe Zeit entstanden die ersten Weinberge in den kühleren Regionen um Adelaide und Melbourne. Bemerkenswert ist vor allem die Ansiedlung von Auswanderern aus Schlesien im Barossa Valley. Auf diese Regionen konzentriert sich der inzwischen beträchtlich gewachsene australische Weinanbau nach wie vor, obwohl es in diesem Land anscheinend keine Grenzen gibt, wie zahlreiche Neuanpflanzungen belegen. Mit der Einführung der Kühltechnik in den 60er Jahren und der Hinwendung zu trocken ausgebauten Weinen, begann auch die moderne Erfolgsgeschichte der Weine von "down under". In kaum einem Land wird Weinbau einerseits so wissenschaftlich betrieben, andererseits mit so großer Freude am Experiment. Bestens ausgebildete australische Kellermeister, die sogenannten "flying winemaker", leisten inzwischen Entwicklungshilfe in anderen Ländern, teils sogar in Europa. In Australien selbst haben sich die Trinkgewohnheiten drastisch geändert, mit dem Vormarsch der mediterranen Küche haben sich auch hier trockene Weine bei Tisch durchgesetzt. Mit großem Stolz wird man von Australiern auf die einheimischen Gewächse hingewiesen. Zu recht.