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Weinbau in den USA

Es ist zwar so, dass der Weinbau in den Vereinigten Staaten beinahe gleichzeitig in Ost und West eingeführt wurde, die geografischen wie auch biologischen Bedingungen sorgten aber dafür, dass der Anbau der Rebe im Westen wesentlich erfolgreicher verlief als unter den widrigen Verhältnissen in den Ostküstenstaaten. Die dort neuankommenden Siedler waren beeindruckt von den großen Reben, die sie überall in den Wäldern vorfanden, die Früchte wuchsen, anders als die gewohnten, nicht in enger Traubenform, sondern einzeln und voneinander getrennt. Die ersten Versuche daraus Wein zu keltern ergaben ein alkoholisches Getränk, das niemandem so recht zu munden schien. Daraufhin wurden in großer Zahl Stecklinge aus der Alten Welt herbeigeschafft, doch der damals den Siedlern noch völlig unbekannte größte Feind des Weinbaus, die Reblaus, verbunden mit dem feuchten und warmen Klima der südlichen Anbaugebiete, machten alle Versuche, einen "europäischen" Weinbau einzuführen sehr schnell zunichte.

Einer der hartnäckigsten beim Versuch europäische Reben heimisch zu machen, war der Weinliebhaber Thomas Jefferson, doch auch er musste nach jahrzehntelangen Experimenten schließlich einsehen, das die Verhältnisse auf seinem Gut Monticello in Virginia den Anbau nicht wie gewünscht ermöglichten. Erst nach unzähligen misslungenen Anbauversuchen wendete sich Jefferson den einheimischen Sorten zu und begann sich an den "fuchsigen" Geschmack zu gewöhnen, der den Weinen aus den amerikanischen Reben zu eigen ist.

Erst im hohen Alter erhielt Jefferson von seinem Freund Adlum eine Flasche Wein zugeschickt, gekeltert aus einer von diesem in Maryland entdeckten Rebsorte, die seine Ansprüche an einen "amerikanischen" Wein erfüllten. Der Wein aus dieser Rebe wurde kurz darauf unter dem Namen Catawba von Nicholas Longworth aus New Jersey zu einem durchschlagenden Erfolg gemacht. Die ersten Stecklinge dieser neuen Rebe hatte er 1825 von Adlum bekommen, bereits 20 Jahre später hatte sein Weingut eine Ausdehnung von beinahe 500 Hektar. Er produzierte den ersten amerikanischen Schaumwein, auch weil der fuchsige Geschmack im Schaumwein kaum noch zu bemerken ist. Andere folgten und bald wurde das seltsam an Erdbeeren erinnernde Getränk sogar in der europäischen Presse gelobt. Vom ansehnlichen Weinbau am Ohio blieb allerdings nach dem Befall durch Pilzkrankheiten und dem Ausbruch des Bürgerkriegs kaum noch etwas übrig.

Ganz anders verlief die Geschichte an der Westküste. Hier drangen spanische Franziskanerpatres von Mexiko kommend immer weiter nach Norden vor, eine Kette von Missionsstationen wurde angelegt, und natürlich auch entsprechende Weinberge. Sie begnügten sich allerdings mit einer einzigen Rebsorte, einem eher unauffälligen Gewächs, das in Südamerika unter dem Namen Criolla bekannt war.Das trockene Klima Kaliforniens ließ erst gar keine Pilzkrankheiten aufkommen, so war der Anbau einfach und problemlos.

Die ersten hochwertigen Rebsorten wurden anscheinend von einem französischem Einwanderer bei Los Angeles um die Mitte des 19. Jahrhunderts angepflanzt. Der Markt erschafft den Wein, und so war es auch in Kalifornien. Mit Ausbruch des Goldrauschs in der Gegend von San Francisco kamen mehr Siedler ins Land, mit diesen neuen Kunden nahm auch der kalifornische Weinbau seinen ersten großen Aufschwung. Zum Vater des modernen Weinbaus in Kalifornien sollte in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts der ungarische Einwanderer Agoston Haraszthy werden. Angelockt wurde der abenteuerlustige Ungar von der Nachricht über die Goldfunde im Westen. Neben vielen anderen Dingen die er dort begann, unter anderem war er auch der erste Sheriff von San Diego, bepflanzte er auch ein Grundstück bei San Francisco mit verschiedenen Stecklingen aus Europa. Anscheinend waren auch Zinfandel und Mukateller darunter. Nach einigen Zwischenstationen kaufte er 1857 schließlich 225 Hektar Grund nördlich von San Francisco.

Auf diesem Buena Vista genannten Gut liegen die Ursprünge des modernen Weinbaus in Kalifornien. Die große Katastrophe brach Ende des 19. Jahrhunderts über die Weinproduzenten herein, damit ist nicht die gefährliche Reblaus gemeint, sondern das Krebsgeschwür der Prohibition. Allerdings stieg die Produktion insgesamt trotzdem an, einerseits getarnt als Messwein, oder zu "medizinischen" Zwecken, andererseits wurden die Trauben direkt an zahllose Hobbykelllermeister vertrieben. Die Weinbereitung für den Eigengebrauch war zwar ebenso illegal, wurde aber meist tolleriert. Und natürlich blühte auch der Schmuggel. Während also die Traubenproduzenten hohe Gewinne erzielten, litten die Kellereien.

Es dauerte Jahrzehnte bis sich die Kellereien davon erholten. Heute stammen an die 90% der gesamten Weinproduktion der USA aus Kalifornien. Diese rasante Entwicklung begann in den 60er Jahren und ist vor allem mit einem Namen verbunden, Robert Mondavi.

Natürlich gab und gibt es auch andere für diese Entwicklung wichtige Personen, aber niemand hat den ausgezeichneten Ruf, den Weine made in USA heute weltweit haben, so sehr geprägt wie eben Mondavi. Auch in andere Bundesstaaten wurden Anpflanzungen in größerem Stil durchgeführt, im Norden in den Staaten Washingtion, Oregon und Idaho, Gebiete aus denen bereits seit einigen Jahren ausgezeichnete Weine kommen, im Süden in den Staaten Texas, Arizona und in New Mexico. Hier wird die Zukunft zeigen, was im Land der unbegrenzten Möglichkeiten alles möglich ist.