Sizilien

Die größte Insel im Mittelmeer war im Laufe der
Geschichte immer wieder Anlaufpunkt für die Zivilisationen des Mittelmeerraumes
und auch darüber hinaus. Zahlreiche Spuren der verschiedensten Kulturen sind
über die ganze Insel verteilt, am deutlichsten jene der Griechen und Römer; nach
dem Niedergang des Imperiums jene der Normannen. Die ältesten archäologischen
Funde die den Weinbau betreffen stammen aus dem siebten vorchristlichen
Jahrhundert. Heute ist Sizilien zusammen mit Apulien mengenmäßig das größte
Weinbaugebiet Italiens. An Rebfläche übertrifft Sizilien die anderen Regionen
allerdings bei weitem. Von den etwa 10 Mio. Hektolitern die jährlich produziert
werden, sind aber nur 1,5 % als DOC Weine klassifiziert, der Rest wird als
anonymer Faßwein oder als Mostkonzentrat für Verschnittzwecke verkauft,
teilweise landet er als Überschuß in der subventionierten Destillation.
An die 90% der Gesamtproduktion wird von Genossenschaftskellereien
verarbeitet, aber 80% der in Flaschen abgefüllten Weine stammen aus den wenigen
privaten Betrieben. Ganz so düster ist das Bild allerdings zum Glück nicht. Es
gab in den letzten Jahren einige erfreuliche Entwicklungen, allen voran die
Renaissance des Marsala. 1773 legte ein Schiff im Hafen von Trapani ab. Die
Ladung bestand in sizilianischem Wein, den man vorher gespritet hatte, um ihn
für die Fahrt nach England haltbar zu machen. Englische Händler hatten nach
einem billigen Ersatz für die teureren spanischen und portugiesischen Likörweine
gesucht und in Marsala gefunden. Dies war die Geburt des bekannten Likörweins.
Nach einer Zeit des Niedergangs und des Images als Kochwein hat der Marsala nun
wieder zu Qualität gefunden.
Andere bekannte Süßweine sind der Passito di Pantelleria von der gleichnamigen Insel im Süden Siziliens und ein köstlicher Malvasia von den Liparischen Inseln nördlich davon. Im großen Meer billiger Verschnittweine gibt es auch einige Hersteller, die sehr gute bis ausgezeichnete trockene Weiß- und Rotweine in exportfähigen Mengen hervorbringen. Und eine neue Generation von Winzern rückt nach, junge Weinmacher und Unternehmer mit klaren Qualitätszielen, mit dem Streben nach Anerkennung bei den anspruchsvollen Konsumenten.